Konsumieren Frauen nachhaltiger als Männer?
veröffentlicht am 08.03.2022
AK Studie zum Konsumverhalten österreichischer Haushalte
In einer kürzlich erschienen weiteren Teilauswertung geht es um die Nachhaltigkeit von Konsumpraktiken in verschiedenen Bereichen (Lebensmittel, Reisen, Haushaltsgroßgeräte).
Anlässlich des Frauentags haben wir den Konsummonitor daraufhin durchgesehen, ob sich in der Studie im Konsumverhalten zwischen Frauen und Männern Unterschiede erkennen lassen.
- Informationssuche zu Nachhaltigkeit/Ökobilanz von Produkten
Die Analyse für die Informationseinholung, online und offline zusammengefasst, zeigt die Tendenz, dass sich Frauen, Personen mit höheren Bildungsabschlüssen, selbstständig Erwerbstätige und Personen in Haushalten mit Kindern (unter 18 Jahren) vergleichsweise häufiger gezielt über die Nachhaltigkeit von Produkten informieren.
- Informationssuche zu Gütezeichen
Gütezeichen sollen den Verbraucher:innen Orientierung geben und bei Kaufentscheidungen unterstützen, in der Praxis sind diese aber nicht immer transparent genug.
Dennoch zeigt sich auch bei der Einholung von Informationen über Gütezeichen (online und offline), dass sich Frauen und Personen im Alter von 50 Jahren und älter im Schnitt häufiger informieren als die Vergleichsgruppen.
- Kaufentscheidungen Bio/Fairtrade & Regional
Hier wurde nachgefragt, ob Fairtrade und Bio-Produkte gezielt gekauft werden und ob die Herkunft der Lebensmittel einen Einfluss auf die Kaufentscheidung hat.
Wenig überraschend werden Bio/Fairtrade-Produkte von Personen mit besseren Einkommen, jenen die sich in Ausbildung befinden, von selbstständig Beschäftigten sowie von Hochschulabsolvent:innen signifikant häufiger gekauft.
Aber auch Frauen und Personen mit Kindern im eigenen Haushalt geben an, dass sie verglichen mit den jeweiligen Vergleichsgruppen statistisch signifikant häufiger zu Bio/Fairtrade-Lebensmitteln greifen als andere.
Beim Kauf von regionalen Produkten sind die Unterschiede geringer; die Tendenz von Frauen, häufiger auf Regionalität zu achten ist zwar gegeben, aber nicht statistisch signifikant.
- Boykott und Buykott von Lebensmitteln
Dass eine Kaufentscheidung durchaus auch politisch motiviert sein kann, zeigt sich in den Phänomenen Boykott und Buykott.
Die Varianten Buykott (das gezielte Kaufen) oder Boykott (das gezielte Nicht-Kaufen), die durch soziale, ökologische oder politische Gründe motiviert sein können, waren ebenso Gegenstand des Konsum-Monitors.
Auch hier gibt es soziodemografische Unterschiede z.B. bei der Art der Erwerbstätigkeit und dem Bildungsstand, aber auch beim Geschlecht. Frauen und Haushalte mit Kindern boykottieren Unternehmen tendenziell etwas häufiger als Männer und Haushalte ohne Kinder.
- Reise in den Urlaub
Frauen verreisen tendenziell häufiger mit dem Flugzeug, wenn auch nicht statistisch signifikant.
- Entscheidungskriterien für Geldanlagen
Gegenstand der Untersuchung war, ob beim Erwerb von Geldanlagen soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt werden.
Es zeigt sich, dass Frauen bei der Entscheidung für ein Finanzprodukt häufiger auf soziale und ökologische Kriterien achten als Männer. Weiters nimmt die Beachtung nachhaltiger Kriterien auch mit steigendem Alter zu.
Fazit: Zurück zu unserer Ausgangsfrage, ob es signifikante Unterschiede im Konsumverhalten von Männern und Frauen gibt. Die vorliegende Studie zum Konsumverhalten hinsichtlich der Nachhaltigkeit zeigt einige Tendenzen in die Richtung, dass Frauen das Konsumangebot stärker hinterfragen und mehr auf soziale und ökologische Aspekte achten könnten. Statistisch signifikant sind die Unterschiede aber kaum.