Kreditverträge – fixe vs. variable Verzinsung

veröffentlicht am 13.09.2023

Fix bzw. variabel verzinste Kredite sind in aller Munde: Was sind ihre Merkmale und Funktionsweisen? Wir haben die Vor- und Nachteile fixer bzw. variabler Verzinsung für Sie zusammengefasst.

Funktionsweise von fixer und variabler Verzinsung

Damit sich das zur Verfügungstellen von Geld lohnt, verlangen Kreditgeber über die Laufzeit des Kreditvertrages zusätzlich zur Rückzahlung des Geldes Zinsen. Die Höhe der Zinsen hängt vom rückzuzahlenden Geldbetrag und der Höhe des Zinssatzes ab. Die Höhe des Zinssatzes kann über die Laufzeit immer gleich hoch sein (dann spricht man von einer fixen Verzinsung) oder über die Laufzeit unterschiedlich hoch sein (dann spricht man von einer variablen Verzinsung).

Ob ein Kreditvertrag fix oder variabel verzinst ist, entscheiden die Vertragsparteien (in der Regel die Bank als Kreditgeberin und der/die Konsument:in). Vorher muss die Bank eine umfangreiche und verständliche Aufklärung über die unterschiedlichen Möglichkeiten (fix oder variabel) vornehmen.

Höhe des Zinssatzes bei variabel verzinsten Krediten

Die Höhe des Zinssatzes bei variabel verzinsten Krediten wird meist an einen Zinsindikator gebunden (zum Beispiel den 3-Monats-Euribor). Dann spricht man auch davon, dass im Vertrag eine Zinsgleichklausel vereinbart wurde. Steigt dieser Indikator, steigt auch der vertraglich vereinbarte variable Zinssatz. Damit steigen auch die Zinsen. Sinkt dieser Indikator hingegen, sinkt der vertraglich vereinbarte variable Zinssatz und die zu zahlenden Zinsen verringern sich ebenso.

Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB)

Diese Zinsindikatoren sind für die Länder, die den Euro als Währung haben (= Euroraum) an den Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) gebunden. Erhöht die EZB die Leitzinsen, steigen die Zinsindikatoren mit gewisser Verzögerung ebenso. Senkt die EZB die Leitzinsen, sinken die Zinsindikatoren mit gewisser Verzögerung ebenso.

Wie setzt die EZB den Leitzins fest?

Welchen Leitzins die EZB festsetzt, hängt davon ab, in welcher Lage sich die Wirtschaft befindet. Die EZB hat als oberstes Ziel, die Preisstabilität im Euroraum sicherzustellen. Geht es der Wirtschaft „schlecht“, erhöht die EZB die Zinsen grundsätzlich. Geht es der Wirtschaft „gut“, senkt die EZB die Zinsen grundsätzlich.

In welcher Lage sich die Wirtschaft befindet, hängt wiederum von vielen Faktoren ab, die auch außerhalb des Euroraums liegen. Dabei können beispielsweise die Arbeitslosigkeit, Krisen (wie Kriege oder die Pandemie), Preissteigerungen, Nachfrageeinbrüche oder -steigerungen Einfluss auf die Lage der Wirtschaft haben. Die EZB versucht dann, diesen negativen Entwicklungen entgegenzuwirken, indem sie einen hohen oder niedrigen Leitzinssatz festlegt.

Vor- und Nachteil fixer Verzinsung

Bei einer fixen Verzinsung ist die Höhe der Zinsen für die gesamte Laufzeit gleich hoch und die Gesamtkosten sind damit planbar. Zusätzlich ist man von Zinssteigerung nicht betroffen, da der vereinbarte Zinssatz über die Laufzeit ja gleich hoch ist. Damit ist leichter kalkulierbar, welche Kosten über die Laufzeit anfallen.

Im Gegenzug dazu profitiert man von Zinssenkungen nicht. Sinkt der Indikator also unter den vereinbarten Fix-Zinssatz, hat man grundsätzlich dennoch die höheren Zinsen zu bezahlen.

Vor- und Nachteil variabler Verzinsung

Bei einer variablen Verzinsung ist die Höhe der Zinsen für die gesamte Laufzeit unterschiedlich hoch und die Gesamtkosten sind damit schwer planbar. Man ist Zinssteigerung ausgesetzt, profitiert dagegen aber auch von Zinssenkungen. Es ist somit insgesamt für Kreditnehmer schwerer kalkulierbar, welche Kosten in der Zukunft anfallen werden. Eine variable Verzinsung ist somit in gewisser Weise ein „spekulatives Geschäft“, bei dem man sich Zinssenkungen über die Kreditlaufzeit erhofft.

Aktuelle Problemlage

Die hohen Immobilienpreise und die bis Sommer 2022 niedrigen Zinsenindikatoren führten zu einem starken Anstieg des Volumens von Immobilienkrediten. Dabei war in Österreich etwa die Hälfte der aufgenommenen Kredite variabel verzinst, wobei die Leitzinsen bis zu diesem Zeitpunkt bereits um die 0 % lagen.

Der Abschluss einer variablen Zinsvereinbarung war zu diesem Zeitpunkt daher kaum sinnvoll, da die Zinsindikatoren nicht mehr sinken hätten können. Aufgrund der Steigerung der Zinsindikatoren seit Sommer 2022 sehen sich Verbraucher:innen variabel verzinster Kredite nun mit erheblichen Erhöhungen ihrer Zinszahlungen konfrontiert, die oft auch zu Zahlungsproblemen führen.

Empfehlung für Neukredite

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die EZB die Leitzinsen weiter anhebt. Dies führt letztendlich zu einem Anstieg der Zinsen bei variabel verzinsten Verbraucher:innenkrediten. Daher ist grundsätzlich der Abschluss einer Fix-Zinssatz-Vereinbarung zu empfehlen. Diese gewährt Sicherheit für die in Zukunft anfallenden Kosten. Die Kosten für eine Fix-Zinssatz-Vereinbarung sind außerdem in den meisten Fällen nur unwesentlich teurer. Sollten die Zinsen in Zukunft fallen, kann man gegen geringe Kosten auf einen variabel verzinsten Kredit wechseln („umschulden“).

Banken sind zu umfassender Beratung verpflichtet

Bevor überhaupt ein Kredit aufgenommen wird, ist eine umfassende und verständliche Beratung notwendig. Da Kreditverträge häufig über sehr lange Laufzeiten abgeschlossen werden, sollte der Abschluss wohl überlegt sein. Die Laufzeiten von Immobilienkrediten betragen beispielsweise üblicherweise 30 Jahre oder mehr.

Zur umfassenden Beratung sind die Banken auch gesetzlich verpflichtet. Wurde man über das bestehende Risiko eines Kreditvertrages (insbesondere im Hinblick auf eine variable Verzinsung) nicht korrekt informiert und beraten, kann das unter Umstände zu Schadenersatzansprüchen der Bank führen. Zur Überprüfung ist zu empfehlen, die vertraglichen Unterlagen an eine Verbraucherschutzeinrichtung zu übermitteln.

Weitere Informationen zu Immobilienkrediten und zum Thema Finanzierung finden Sie auf konsumentenfragen.at.

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