Tätigkeitsbericht der Ombudsstelle für Zahlungsprobleme zu Phishing Betrugsfällen

veröffentlicht am 27.10.2024

Seit 2022 gibt es in Österreich vermehrt Phishing Angriffe auf Konsument:innen. Die Ombudsstelle des Sozialministeriums hat nun einen Tätigkeitsbericht für den Zeitraum vom 1. Jänner 2023 bis 30. September 2024 veröffentlicht.

Seit Sommer/Herbst 2022 gibt es in Österreich vermehrt Phishing Angriffe auf Konsument:innen, die zu zahlreichen Missbräuchen im elektronischen Zahlungsverkehr führen. Obwohl das Risiko von Missbräuchen nach dem Gesetz grundsätzlich von den Banken zu tragen wäre, überwälzen diese in der Praxis die Schäden oft zur Gänze auf die Konsument:innen.

Ombudsstelle für Zahlungsprobleme als Anlaufstelle

Um den Schutz der Betrugsopfer zu verbessern, erklärte sich das Sozialministerium daher bereit, ab Jänner 2023 über die bei ihm eingerichtete Ombudsstelle für Zahlungsprobleme als Anlaufstelle für solche Beschwerden zur Verfügung zu stehen.

Die Ombudsstelle hat nunmehr einen Tätigkeitsbericht für den Zeitraum vom 1. Jänner 2023 bis 30. September 2024 veröffentlicht. Dieser Bericht enthält

  • eine detaillierte statistische Auswertung der von der Ombudsstelle bearbeiteten Beschwerdefälle,
  • eine Darstellung der wesentlichen rechtlichen Rahmenbedingungen und
  • die vom Sozialministerium für einen verbesserten Schutz der Konsument:innen vor Phishing Angriffen vorgeschlagenen Maßnahmen.

Im Berichtszeitraum haben sich insgesamt 457 Konsument:innen, die Opfer eines Phishing Angriffs wurden, mit einer elektronischen oder schriftlichen Beschwerde an die Ombudsstelle gewandt.

Interessante Zahlen aus dem Bericht

Der Durchschnittsschaden betrug pro Beschwerdefall 3.985,38 Euro. Die Betrugsopfer waren im Durchschnitt 47,13 Jahre alt und zu 56,67 % Frauen. Das Risiko, Opfer eines Phishing Betrugs zu werden, ist daher bei Frauen und älteren Konsument:innen erheblich höher.

50 % der Betrugsopfer waren Kund:innen der BAWAG PSK, die wesentlich häufiger als Kund:innen anderer Banken Opfer eines Phishing Angriffs wurden. Die BAWAG PSK schützt daher entweder Ihre Kund:innen schlechter vor solchen Betrügereien als andere Banken oder die Kund:innen der BAWAG PSK haben im Durchschnitt erheblich geringere digitale Fähigkeiten als die Kund:innen anderer Banken.

Die Rechte der Betrugsopfer hängen davon ab, ob es sich um vom Opfer (irrtümlich) autorisierte (d.h. irrtümlich in Auftrag gegebene) oder um nicht autorisierte Zahlungen handelt. Im Fall nicht autorisierter Zahlungen trägt den Schaden grundsätzlich die Bank, im Fall autorisierter Zahlungen grundsätzlich das Opfer. 60 % der von der Ombudsstelle bearbeiteten Beschwerdefälle lagen nicht autorisierte Zahlungen zugrunde, 40 % waren autorisierte Zahlungen.

Außergerichtliche Einigung in 62 % der Beschwerdefälle

In 62 % der Beschwerdefälle führte die Intervention der Ombudsstelle zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen dem:der Konsument:in und der Bank. 38 % der Beschwerdefälle werden daher voraussichtlich gerichtlich geklärt werden müssen, wobei das Sozialministerium den VKI bisher bereits mit drei Verbandsklageverfahren und zahlreichen Musterverfahren beauftragt hat. Die Bank mit der geringsten Einigungsbereitschaft war die ERSTE Bank, bei der trotz Intervention der Ombudsstelle nur in 48 % der Beschwerdefälle eine einvernehmliche außergerichtliche Lösung möglich war.

Der Prozentsatz des Schadens, der den Betrugsopfern nach der Intervention der Ombudsstelle ersetzt wurde, war bei den einzelnen Banken sehr unterschiedlich.  Der Raiffeisensektor ersetzte 90 % des Betrugsschadens, die BAWAG PSK 83 %, die ERSTE Bank + Sparkassen 57 % und die UniCredit Bank Austria 55 %.

Fazit

Es hat sich gezeigt, dass bloße Warnmeldungen und Informationen nicht ausreichen, Konsument:innen wirksam zu schützen. Notwendig wären vor allem eine Verbesserung der Transaktionsüberwachung und eine Ausrichtung der Zahlungsinstrumente auf die Bedürfnisse von Nutzer:innen mit geringeren digitalen Fähigkeiten

Tätigkeitsbericht der Ombudsstelle für Zahlungsprobleme zu Phishing Betrugsfällen

 

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