Katastrophenwarnung per Handy in Österreich auf der Zielgeraden

veröffentlicht am 07.10.2024

Testphase für neues Cell-Broadcast-Warnsystem gestartet

Am 9. September fiel der Startschuss für die vierwöchige Testphase des neuen österreichischen Katastrophenwarnsystems „AT-Alert“. Damit sollen künftig flächendeckend Warnungen für gefährliche Situationen direkt auf das Handy versendet werden.

Vierwöchige Testphase für das neue Warnsystem

Seit 9. September laufen die ersten öffentlichen Tests des neuen Katastrophenwarnsystems „AT-Alert“, das auf der Cell-Broadcast-Technologie basiert. Diese Technologie ermöglicht es, Warnmeldungen in Form von kurzen Textnachrichten direkt an alle kompatiblen Mobiltelefone in einem bestimmten Gebiet zu senden, ohne dass die Handynummern der Empfänger:innen relevant sind. Der Testzeitraum, der mit einem österreichweiten Probelauf am 5. Oktober endet, ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines umfassenden Warnsystems für Gefahren wie Naturkatastrophen oder polizeiliche Einsätze.

Die Einführung des Systems war ursprünglich für 2019 geplant, verzögerte sich jedoch aus verschiedenen Gründen. Mit dem neuen System soll die bestehende Infrastruktur aus Zivilschutzsirenen ergänzt werden, sodass die Bevölkerung in Notfällen über mehrere Kanäle gewarnt wird. Die Vorteile des Cell-Broadcast-Systems liegen insbesondere darin, dass nicht nur Einwohner:innen eines betroffenen Gebiets, sondern auch Tourist:innen oder Durchreisende rechtzeitig gewarnt werden können.

Funktionsweise und technische Hintergründe

Die technischen Rahmenbedingungen für das Warnsystem wurden bereits vor anderthalb Jahren in einer Verordnung festgelegt, die die Unterstützung des Katastrophenschutzes durch Cell Broadcast in Österreich regelt. Bei der Technologie handelt es sich um eine Art „Rundfunk für Handys“, bei dem Nachrichten an alle Mobilgeräte gesendet werden, die sich in einer bestimmten Funkzelle befinden. Dies ermöglicht eine gezielte Warnung jener Menschen, die sich in einem von einer Katastrophe betroffenen Gebiet aufhalten, ohne die Netze durch massenhafte individuelle Nachrichten zu überlasten.

Die Warnmeldungen können von verschiedenen Behörden, darunter dem Innenministerium und den Landeswarnzentralen, abgesetzt werden und enthalten bis zu 4096 Zeichen. Auf Multimedia-Inhalte wird bewusst verzichtet, um die Stabilität der Mobilfunknetze zu gewährleisten. Bei Bedarf können Entwarnungen oder weiterführende Informationen per Link versendet werden, wobei die Belastung durch massenhafte Zugriffe ein möglicher Schwachpunkt ist. Um sicherzustellen, dass die Nachrichten alle Handys erreichen, werden sie mehrfach ausgesendet, wobei die Intervalle je nach Dringlichkeit variieren.

Verantwortung der Mobilfunkbetreiber

Die Einführung des neuen Warnsystems stellt auch hohe Anforderungen an die österreichischen Mobilfunkbetreiber. Die Verordnung verpflichtet sie, ihre Mobilgeräte so zu konfigurieren, dass Cell-Broadcast-Nachrichten empfangen und prominent angezeigt werden können. Tatsächlich unterstützen jedoch nicht alle Smartphones die Technologie automatisch. Einige Nutzer:innen müssen ihre Betriebssysteme aktualisieren oder bestimmte Einstellungen vornehmen, um die Warnungen zu erhalten. Dennoch bleibt der Aufwand für die Bevölkerung gering: Weder eine spezielle App noch eine Anmeldung sind erforderlich.

Ein weiterer zentraler Punkt der Verordnung ist die Verpflichtung der Mobilfunkbetreiber, zwei unabhängige Sendeeinrichtungen zu betreiben, sogenannte „Cell-Broadcast-Center“. Diese Infrastruktur soll gewährleisten, dass auch bei einem Ausfall eines Systems weiterhin Warnungen versendet werden können. Im Vergleich zu früheren Entwürfen wurde die Haftungsbefreiung der Betreiber gestrichen. Das bedeutet, dass Mobilfunkbetreiber im Falle eines technischen Ausfalls nach den allgemeinen zivilrechtlichen Bestimmungen haftbar gemacht werden können, sofern sie den Ausfall verschuldet haben.

Start des Echtbetriebs im Oktober 2024

Nach dem vierwöchigen Testbetrieb wird das System am 5. Oktober offiziell in den Echtbetrieb übergehen – pünktlich zum Beginn der österreichweiten Zivilschutzwoche. Dabei wurde mehrfach betont, dass „AT-Alert“ nicht inflationär wird, sondern ausschließlich in tatsächlichen Notfällen eingesetzt werden. Ziel ist es, die Bevölkerung in lebensbedrohlichen Situationen schnell und zuverlässig zu warnen, ohne Panik durch unnötige Alarmierungen zu verursachen.

Während Cell-Broadcast-Systeme in vielen anderen Ländern wie den USA oder Deutschland bereits seit Jahren erfolgreich im Einsatz sind, erfolgt die Einführung in Österreich mit Verzögerung. Dennoch wird das System als wichtiger Schritt für den modernen Katastrophenschutz gesehen, um im Ernstfall eine schnelle Reaktion zu ermöglichen und Leben zu retten. In Deutschland wurden seit der Einführung im vergangenen Jahr bereits 219 Alarme über Cell Broadcast abgesetzt, die in der Bevölkerung auf hohe Akzeptanz stießen.

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