Dr. Smile verlässt österreichischen Markt

veröffentlicht am 06.11.2024

Seit 14. September 2024 werden keine neuen Behandlungsverträge mehr abgeschlossen.

Der Online-Anbieter für Zahnschienen zieht sich nach vielen Beschwerden über fehlende Fachbetreuung, Gesundheitsprobleme und aggressive Verkaufspraktiken aus Österreich zurück. Zuvor ging bereits der Verein für Konsumenteninformation (VKI) wegen intransparenter Werbung und unzulässiger Vertragsklauseln juristisch gegen Dr. Smile vor – wir berichteten.

Auf den Trend folgten die Beschwerden

Online erwerbbare Zahnschienen erlebten in den letzten Jahren einen Boom. Das lag daran, dass sie schönere Zähne zu einem günstigen Preis bei einfacher Behandlung versprachen. Mitverantwortlich für den Erfolg von Dr. Smile war zudem die gezielte Bewerbung junger Menschen auf Sozialen Medien.

Doch gegenüber dem Unternehmen mehrten sich mit der Zeit die Beschwerden. Dabei ging es um aggressive Verkaufspraktiken, mangelnde zahnärztliche Aufklärung sowie fehlende persönliche Kontrolle durch Fachärzte. Dadurch kam es zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen bei Verbraucher:innen – von Entzündungen im Mundraum, Schmerzen bis hin zum Zahnverlust.

Rückzug und Rechtstreitigkeiten

Dr. Smile hat nach dem Rückzug aus Polen angekündigt, sich nun auch aus Österreich zurückzuziehen. Bestehende Kunden werden weiterhin betreut, doch es werden keine neuen Verträge abgeschlossen. Der wahre Grund für den Rückzug könnte in rechtlichen Problemen liegen: Der VKI klagte erfolgreich gegen intransparente Preiswerbung, und Gerichte bestätigten einen Verstoß gegen den Zahnärztevorbehalt sowie die Nichtigkeit des Behandlungsvertrages. Zudem wurden die Allgemeinen Geschäftsbedingungen wegen unzulässiger Klauseln vom VKI abgemahnt.

Risiken bei Online-Zahnschienen

Im Gegensatz zu einer normalen kieferorthopädischen Behandlung kümmern sich Kund:innen bei Dr. Smile und ähnlichen Anbietern weitgehend selbst um ihre Behandlung. Nach einem Termin zur Anpassung bekommen sie regelmäßig neue Zahnschienen und halten den Verlauf in einer App fest. Über Risiken der Behandlung wird oft unzureichend aufgeklärt. Wenn die Aligner von Anfang an nicht richtig sitzen oder die Zähne nicht wie geplant reagieren, können gesundheitliche Probleme daraus entstehen. Die Konsument:innen bemerken dies oft gar nicht oder erst viel zu spät.

Mehr Informationen erhalten Sie beim Europäischen Verbraucherzentrum Österreich und VKI.

Hier finden Sie die FAQs für Bestandspatient:innen von Dr. Smile.

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