Social Media (auch) als Suchtgefahr für Jugendliche

veröffentlicht am 11.10.2024

WHO-Bericht verweist auf Notwendigkeit, die negativen Folgen von zunehmender Online-Nutzung zu reduzieren.

Die Ergebnisse einer WHO-Studie zeigen, dass 11 % der Jugendlichen eine problematische Verwendung sozialer Medien aufweisen. Mädchen sind dabei häufiger betroffen als Burschen (13 % gegenüber 9 %). 12 % der befragten Teilnehmer:innen zeigen zudem problematisches Spielverhalten, wobei hier die Geschlechterverteilung umgekehrt ist (16 % der männlichen gegenüber 7 % der weiblichen Jugendlichen).

Was zeichnet problematische Nutzung aus?

Im Rahmen der Studie wurden im Jahr 2022 Personen im Alter von 11 bis 15 Jahren aus Europa, Zentralasien und Kanada interviewt. Während 2018 7 % der befragten Jugendlichen ein problematisches Verhalten aufwiesen, waren es 4 Jahre später bereits 11 %. Über ein Drittel (36 %) der Teilnehmer:innen gab an, ständig online mit Freund:innen zu kommunizieren. Die höchste Rate wiesen hierbei 15-jährige Mädchen (44 %) auf.

Problematische Nutzung sozialer Medien definiert sich durch ein Verhaltensmuster, das suchtähnliche Symptome aufweist:

  • Jugendliche sind nicht in der Lage, die Nutzung sozialer Medien zu kontrollieren.
  • Sie weisen Entzugserscheinungen auf, wenn sie keine sozialen Medien nutzen.
  • Andere Aktivitäten werden zugunsten sozialer Medien vernachlässigt.
  • Es sind negative Folgen für das tägliche Leben zu verzeichnen, z.B. weniger Schlaf, was sich wiederrum auf körperliche und psychische Gesundheit auswirkt.

Die Verwendung sozialer Medien und Online-Spiele kann jedoch auch einen ungefährlichen Zeitvertreib darstellen, der sich manchmal sogar förderlich für soziale Bindungen erweist. Wichtig sei, dass diese Tätigkeiten in einem verantwortungsvollen Rahmen stattfinden.

Welche Schritte sind notwendig?

Um problematisches Nutzungsverhalten zu reduzieren, braucht es Maßnahmen, die Alter, Geschlecht und kulturelle Unterschiede berücksichtigen. Das WHO-Regionalbüro für Europa fordert die Verantwortlichen aus Politik, Schule und dem Gesundheitsbereich dazu auf, dem digitalen Wohlergehen von Jugendlichen mehr Priorität einzuräumen. Wichtig sei es,

  • die Vermittlung digitaler Kompetenzen auszuweiten,
  • mehr Angebote in der psychischen Gesundheitsversorgung anzubieten,
  • einen offenen Dialog über digitales Wohlbefinden in Familien, Schulen und Gemeinschaften zu fördern,
  • Pädagog:innen und Gesundheitsfachkräfte entsprechend zu schulen,
  • die Rechenschaftspflicht von Plattformen durchzusetzen.

Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin für Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme im WHO-Regionalbüro fasst die Erkenntnisse der Studie so zusammen: Jugendlichen sollte es ermöglicht werden, „fundierte Entscheidungen über ihre Online-Aktivitäten zu treffen, die Vorteile zu maximieren und gleichzeitig die Risiken für ihr seelisches und soziales Wohlbefinden zu minimieren. Kurz gesagt: sie sollten die sozialen Medien beherrschen und sich nicht von den sozialen Medien beherrschen lassen.“

Weitere Details zum Bericht können Sie hier nachlesen.

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