Desinfektionsmittel in und auf unseren Händen

veröffentlicht am 22.02.2021

Wir möchten Ihnen heute einen Gastbeitrag in zwei Teilen präsentieren – Christoph Zutz, Experte für Biozide im Umweltbundesamt gibt uns wichtige Informationen über Desinfektionsmittel. Zunächst geht es um Desinfektionsmittel für Hände, in einem Folgebeitrag werden Luftdesinfektionsmittel und Maskenhygiene thematisiert.

Handfläche mit Desinfektionsmittelflasche , ©  Kelly Sikkema on Unsplash

Bis vor einem Jahr konnte man Handdesinfektionsspender, die man vereinzelt in den Nahversorgern fand, noch als ungewöhnlich empfinden. Heute sind sie aus dem öffentlichen und privaten Leben nicht mehr wegzudenken. Hygiene hat nicht nur einen neuen Stellenwert bekommen, sondern wird oft mit Desinfektion gleichgesetzt. Das zeigt sich zum Beispiel bei Kursbesuchen in der Corona Pandemie, bei denen über zwei Tage hinweg Masken- und Handdesinfektionspflicht gilt. Wenn Hände und Flächen stündlich und nach Berührung zu desinfizieren sind, führt das dazu, dass innerhalb von 16 Kursstunden die Hände 40 Mal desinfiziert werden müssten.

Bei der Desinfektion geht es um die die Vernichtung von Keimen wie zum Beispiel Viren oder Bakterien. Ein Desinfektionsmittel vernichtet zwischen 99,99 und 99,999% der Keime. Es gibt allerdings auch Keime, die wichtig für uns und unsere Umwelt sind. Sie schützen unsere Haut, sie helfen bei der Verdauung und sie erfüllen im Boden wichtige Abbaufunktionen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Also ist Handdesinfektion auch ein Angriff gegen die guten Keime, die auf unseren Händen vorhanden sind und uns schützen.

Daher ist es ratsam bei der Anwendung von Desinfektionsmitteln, mit Maß und Ziel abzuwägen, wann, wie oft und wie man desinfiziert. Desinfektionsmittel entfalten ihre Wirkung nur dann verlässlich, wenn sie entsprechend der Herstellerangaben angewandt werden.

 

Was Sie beachten sollten…

Als ersten Schritt empfiehlt sich daher das Lesen der Anleitung. Die Anleitung muss einfach und verständlich erklären, wofür das Produkt geeignet ist (Hand oder Fläche), welche Vorbereitungen getroffen werden müssen, welche Menge verwendet werden sollen, wie oft das Desinfektionsmittel anzuwenden und wie lange die Einwirkzeit ist. Ist der Text unverständlich sollte man ein anderes Produkt wählen oder Rat bei ExpertInnen suchen (Apotheke, Arzt, Fachhotlines).

Im zweiten Schritt sollte man für sich klären, was man desinfizieren möchte. Für die Handdesinfektion eignen sich nur Handdesinfektionsmittel. Sie enthalten oft rückfettenden Bestandteile, die die Haut schützen. Rückfettende Bestandteile hinterlassen auf Flächen aber einen schmierigen Film. Handdesinfektionsmittel für den Alltag sind überwiegend für saubere Hände gedacht und Händewaschen ist zusätzlich notwendig. Das ist bei guten Produkten immer in der Anleitung vermerkt zum Beispiel mit dem Hinweis: Anwendung auf gewaschenen Händen.

Flächendesinfektionsmittel sind, wenn nicht anders vom Hersteller beschrieben, nur für Flächen anzuwenden. Diese Produkte enthalten oft Wirkstoffe in höherer Konzentration, oder Wirkstoffe, die für Hände ungeeignet sind, oder keine rückfettenden Bestandteile haben.

Der dritte Schritt ist die Anwendung nach Angaben des Herstellers. Bei korrekter Anwendung werden 99,999% der Keime vernichtet und die Hand oder Oberfläche weist 

ein stark verringertes Risiko für eine Übertragung von Keimen auf. Die Angaben werden durch einen genauen Bewertungsprozess auf rechtlicher Basis beurteilt. Der rechtliche Rahmen gilt für alle Desinfektionsmittel und gewährt nach Abschluss der Bewertung ein hohes Maß an Wirksamkeit und Sicherheit für Mensch und Umwelt.

Desinfektion allein genügt nicht:

Sobald die Oberfläche erneut berührt wird, besteht allerdings wieder ein Risiko für Ansteckung. Das zeigt, dass Desinfektion alleine keinen optimalen Schutz vor Keimen bietet.

Deshalb sind alle Hygienemaßnahmen in dieser Zeit für den privaten und öffentlichen Bereich gleichermaßen wichtig:

  1. Regelmäßiges Händewaschen mit Seife
  2. Gesicht und Mund nicht berühren
  3. Händeschütteln und umarmen vermeiden
  4. Nieß- und Hustenetikette einhalten
  5. Regelmäßig lüften
  6. empfohlene Masken tragen und nach Herstellerangaben verwenden

Die übermäßige Verwendung von Desinfektionsmitteln führt zu einer erhöhten Resistenz der Keime, zu einer Störung der natürlichen, schützenden Keime und zu Umweltbelastung.

In einem nächsten Beitrag lesen Sie, was Sie wissen sollten, wenn Sie nicht die Hände, sondern die Luft oder Masken definfizieren wollen. 

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